Tennis Borussia 10.06.2008

Eine Saisonchronik

2007/2008 - Pleiten, Pech und Pannen

TeBe ist langweilig? Ja nun, mal wieder eine Tüte voller Überraschung, Unfähigkeit, Träumerei, Tragik, Wechselbad und Pokalsieg gefällig? Bitteschön: Wir präsentieren die Saison 2007/2008.

Sommer 2007: TeBe abermals finanziell am Abgrund, die erste Männermannschaft nach großen Tönen sportlich enttäuschend, Vorstand (Antony & Co.) und Aufsichtsrat zurückgetreten. Auf der außerordentlichen MV liegen die Nerven blank und die schockierten Anwesenden atmen am Ende auf, dass Kausch nach seinem hitzigen Auftritt doch im Boot bleibt und TeBe weiterleben darf. Erwartungen an die kommende richtungsweisende Saison (Qualifikation für die neue Regionalliga)? Kaum.

Obwohl kein Konzept erkennbar war, bleibt Dejan Raickovic Trainer. Die erste Überraschung, wenn auch vielleicht durch die klammen Finanzen "nachvollziehbar". Von offensichtlicher Verstärkung für die Mannschaft konnte man bei den Zugängen auch nicht sprechen.

Dann kam mit der "Treasure AG" plötzlich ein mysteriöser Geldgeber, von dem bis heute nicht bekannt ist, was er im Portfolio hat. Zumindest hat er viel Geld im Portmonee und beglückt TeBe mit genug solchem und ein paar Autos. Fortan ist der Aufstieg in die Regionalliga beschlossene Sache, man muss ja auch "nur" Platz 3 (Hertha II war gerade abgestiegen), zur Not den Relegationsplatz 4 erreichen. Im sportlichen Bereich aber wurde trotzdem nicht richtig investiert, es war auch schon zu kurz vor Saisonbeginn.

Die Quittung folgte auf dem Platz. Nach desolatem Start wurde Dejan seiner Aufgabe entbunden. Der Trainerposten wurde von Johann Gajda - zu Saisonbeginn als Co-Trainer gekommen und nebenher noch berufstätig - übernommen und mit dem Ex-Unioner Biermann kam wenigstens noch eine wichtige Verstärkung hinzu. Gajda war als Übergangslösung bis spätestens zur Winterpause geplant, doch seit seinem Antritt legte die Mannschaft eine Serie - v.a. dank Halil Savrans Toren - hin, die erst beim letzten Hinrundenspiel in Rathenow wieder einen Dämpfer erhielt. Bei diesem Lauf einen neuen Trainer holen? Schwer argumentierbar.

In die Rückrunde ging es ohne den wichtigen Biermann, der für 20 000 Euro an St. Pauli abgegeben wurde, dafür mit Kukulies vom höherklassigen FC Magdeburg für den Angriff. Der Aufstieg war fest im Blick, nachdem TeBe die ersten Spiele punkten konnte und auch im Katzbach den starken BFC Türkiyemspor bezwingen konnte. Ein Heimsieg gegen Neustrelitz und TeBe wäre auf den zweiten Platz vorgerückt.

Mitten in den sportlichen Höhenflug wurden Pläne bekannt zu einem anvisierten Umzug in das zentral gelegene Poststadion, umgebaut in ein reines Fußballstadion. Für viele TeBe-Fans ein absoluter Traum, zumal es die Riesenchance bringen würde, aus dem Schattendasein im verschlafenen Eichkamp herauszutreten. Voraussetzung: Aufstieg in die Regionalliga.

Wir hätten eigentlich wissen müssen: Wenn bei TeBe fantastische Stadionpläne geschmiedet werden, kommt der Einbruch und das Thema ist erledigt. Weil bei der (legitimen) Träumerei das Sportliche systematisch unterschätzt wird. Man könnte meinen, nach klassischer TeBe-Lehre gilt der Aufstieg als Selbstläufer. Das 0:0 gegen Neustrelitz läutete jedenfalls den Zerfall der sportlichen Leistung und Moral ein. Die Desaster (im Lila Kanal stand treffend: "charakterlos[...], austauschbar, unfähig, unwillig, untätig, unzulänglich") gegen Kellerkind Ludwigsfelde (0:5) und Hansa II (1:6) suchen in den letzten Jahrzehnten ihresgleichen und haben tiefe Spuren bei den Fans hinterlassen - und Verachtung für die eigene Mannschaft (bis auf wenige Ausnahmen). Trotz zweitem Trainerwechsel nach dem Ludwigsfelde-Spiel - Jugendtrainer Markus Schatte ist eingesprungen - reicht es am Ende nur zu einem sechsten Tabellenplatz, einen Punkt hinter dem BFC, sage und schreibe neun (!) Punkte hinter dem Relegationsplatz (Greifswald) und zehn hinter Platz 3 (Türkiyem).

Lichtblick der Saison war ein Spieler namens Halil Savran: Seine kämpferischer Einsatz, seine Moral waren herausragend in einem überforderten Mitläufer-Ensemble, seine zahlreichen Tore haben TeBe überhaupt im Rennen gehalten (womit vor der Saison nicht zu rechnen war). Seine beiden Abschiedstore haben auch den gefühlt 297sten Berliner Pokalsieg im Finale gegen den Verbandsligisten Hermsdorf gebracht. Ein kleiner Trost für diese fatale Saison - lilaweiße Jubelarien mit der Mannschaft blieben am 4.6. im Jahn-Stadion aber zurecht aus.

Und nun?

Ein wichtiger Schritt für die neue Saison wurde schon getan: Thomas Herbst, in den letzten Jahren mit wenig Mitteln stets erfolgreich, ist nun endlich Trainer bei TeBe. Endlich, weil er für viele schon seit einigen Jahren ein Wunschkanditat ist und mit ihm große Hoffnungen in einen systematischen Aufbau einer Mannschaft, die diese Bezeichnung verdient, verbunden sind. Es wird mal Zeit für einen Thomas Schaaf von TeBe.

Bleibt noch, einen möglichst großen Schnitt in der "Mannschaft" zu machen sowie von Seiten der Vereinsführung den Erfolg in Zukunft mehr durch mitreißenden Ansporn zu beflügeln anstatt ihn mit zu viel Druck erzwingen zu wollen.

Voran Borussia!

Medienspiegel...

SPON: Heterophobie im Stadion: Eine ernste Bedrohung

Veranstaltungen

zur Zeit keine

mehr noch...