Tennis Borussia 14.03.2003
Vereinspolitik
Und wieder mal ein Neuanfang
Die 200 Anwesenden hörten sich das ruhig an. Oder war es Gleichgültigkeit, weil es ja eh immer anders kommt, als einem erzählt wird? Großes Vertrauen seitens der Mitglieder zu den Worten des Vorstandes habe ich jedenfalls nicht aufgeschnappt. Eier und Tomaten sind aber auch nicht geflogen, kein Glas ist zu Bruch gegangen und diskutiert wurde auch kaum.
Nur die Frauen meldeten sich - zurecht - sehr erzürnt zu Wort, das Opfer für die Misswirtschaft (der Männer) zu werden, zumal sie schon immer ohne jegliche Unterstützung auskommen mussten. Es als "günstig" zu erachten, dass im Falle einer Insolvenz die ohnehin abgeschlagene Damenmannschaft statt der ersten Männermannschaft zwangsweise absteigen muss, sollte erlaubt sein. ABER: Der Ton macht die Musik (um mal bei den Floskeln zu bleiben). Die noch amtierenden Dirigenten spielen sich so auf, als gehöre die Frauenabteilung nicht zum Orchester. Das kann's ja wohl nicht sein, kein Fingerspitzengefühl, kein gar nichts! So etwas wie Dialog scheint es in diesem Verein - zumindest "von oben" - nicht zu geben, das kennen die Männermannschaften ja auch schon zur genüge.
"Neuanfang", "Neuanfang" klang es mehrfach durch den Saal - und diesmal hörte es sich noch hilfloser und unpassender an als je zuvor. Wir reden hier über Insolvenz! Und was das Neue an Tennis Borussia angeht: Ja, wir haben einen neuen Aufsichtsrat, aber lasst uns mal nüchtern bleiben. Es ist natürlich erstmal eine gute Sache, dass die drei Neuen auch wirklich Neue sind und keine alten Neuen. "Frischer Wind". Hauptsache, der haucht uns auch einen komplett neuen, pragmatischen, realitätsnahen Vorstand ein. Einen, der nicht wieder in die alte Falle tappt - die mit dem Anspruch eines einstigen Bundesligisten und wenig Schmackes dahinter. Klar würden wir gerne mal wieder eine Klasse höher spielen, aber doch nicht um den Preis des Kollapses. Wir wollen einfach nur Fußball mit Herz, einen Verein mit Herz, einen Verein, der sich als Gemeinschaft darstellt, die miteinander agiert und diskutiert. Neben der finanziellen Sanierung ist das die wichtigste Aufgabe der neuen Spitze. Vielleicht hilft es ja, dass wir nun einen Sozialstadtrat im Aufsichtsrat haben...
Bis dahin ist aber ein weiter Weg und das Wort "Neuanfang" eines ohne Wert.
Jack T.
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